Scheinsignalraketen wurden ab 1943 in deutschen Nachtscheinanlagen verwendet, um die von den alliierten „Pfadfinder"-Flugzeugen gesetzten Leuchtmarkierungen (Christbäume) an falscher Stelle nachzubilden. So sollte, weit ab vom „richtigen" Ziel, die Nachscheinanlage als Ziel markiert und die anfliegenden Bomberverbände in die Irre geführt werden. Dazu wurde das 15 cm-Raketen-Scheinsignal-Geschoss (15cm-R-SsGs) entwickelt und eingesetzt.
Das etwa 2 m lange 15cm-R-SsGs bestand aus dem Raketenmotor (Feststoffrakete) mit stabilisierendem Leitwerk, dem in einem Papprohr untergebrachten Leuchtsatz. Raketenmotor und Leuchtsatz wurden zeitgleich elektrisch gezündet, der Antrieb unverzögert und der Leuchtsatz über einen Verzögerungszünder. Der eigentliche Leuchtsatz wurde dann nach Ablauf der Zeitverzögerung in etwa 2.000 m Höhe ausgestoßen und schwebte, identisch den alliierten Christbäumen, langsam zu Boden. Der verbrauchte Raketenmotor fiel ungebremst zu Boden, wobei er mit einem Gewicht von ca. 20 kg sicherlich eine Gefahr für die Bevölkerung darstellte.
Die hölzerne Transportkiste der Raketen diente zugleich auch als Abschussrampe, zum Start wurde sie in ein ebenfalls hölzernes Startgestell eingehängt. Die Zündung mehrerer Scheinsignalraketen gleichzeitig erfolgte über eine elektrische Zündquelle, in der Regel über eine Annodenbatterie oder über einen Glühzündapparat, wie er auch im Bergbau oder bei der Pioniertruppe Verwendung fand. In unserer Sammlung befindet sich exemplarisch ein Glühzündapparat 37, der anhand seines Abnahmestempels bei der Luftwaffe Verwendung fand.
Das bei uns anlässlich Ausstellungen gezeigte Exponat ist eine Teilrekonstruktion für museale Zwecke unter Verwendung von Originalteilen. Es ist frei von jeglichen Zünd- und Sprengmitteln oder zündfähigem Material und entspricht den gesetzlichen Vorschriften.