Scheinsignalrakete

Scheinsignalraketen wurden ab 1943 in deutschen Nachtscheinanlagen verwendet, um die von den alliierten „Pfadfinder"-Flugzeugen gesetzten Leuchtmarkierungen (Christbäume) an falscher Stelle nachzubilden. So sollte, weit ab vom „richtigen" Ziel, die Nachscheinanlage als Ziel markiert und die anfliegenden Bomberverbände in die Irre geführt werden. Dazu wurde das 15 cm-Raketen-Scheinsignal-Geschoss (15cm-R-SsGs) entwickelt und eingesetzt.

 

Das etwa 2 m lange 15cm-R-SsGs bestand aus dem Raketenmotor (Feststoffrakete) mit stabilisierendem Leitwerk, dem in einem Papprohr untergebrachten Leuchtsatz. Raketenmotor und Leuchtsatz wurden zeitgleich elektrisch gezündet, der Antrieb unverzögert und der Leuchtsatz über einen Verzögerungszünder. Der eigentliche Leuchtsatz wurde dann nach Ablauf der Zeitverzögerung in etwa 2.000 m Höhe ausgestoßen und schwebte, identisch den alliierten Christbäumen, langsam zu Boden. Der verbrauchte Raketenmotor fiel ungebremst zu Boden, wobei er mit einem Gewicht von ca. 20 kg sicherlich eine Gefahr für die Bevölkerung darstellte.

 

Die hölzerne Transportkiste der Raketen diente zugleich auch als Abschussrampe, zum Start wurde sie in ein ebenfalls hölzernes Startgestell eingehängt. Die Zündung mehrerer Scheinsignalraketen gleichzeitig erfolgte über eine elektrische Zündquelle, in der Regel über eine Annodenbatterie oder über einen Glühzündapparat, wie er auch im Bergbau oder bei der Pioniertruppe Verwendung fand. In unserer Sammlung befindet sich exemplarisch ein Glühzündapparat 37, der anhand seines Abnahmestempels bei der Luftwaffe Verwendung fand.

 

Das bei uns anlässlich Ausstellungen gezeigte Exponat ist eine Teilrekonstruktion für museale Zwecke unter Verwendung von Originalteilen. Es ist frei von jeglichen Zünd- und Sprengmitteln oder zündfähigem Material und entspricht den gesetzlichen Vorschriften.

Scheinsignalrakete (Teil-Rekonstruktion) in der Ausstellung der Krupp'schen Nachtscheinanlage.

Die gleiche Scheinsignalrakete als Leihgabe in der Sonderausstellung "Velbert, Langenberg und Neviges im Luftkrieg 1939 - 1945" im Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum Velbert, September 2018 - Februar 2019.

Scheinsignalrakete in Startstellung mit Glühzündapparat 37 und Kabeltrommel. An der Transportkiste = Startrampe die beiden Klemmbretter mit 4 parallel geschalteten Buchsenpaaren für Treibladung, Ausstoßladung, Zündquelle und Weiterverbindung zur nächsten Rakete. 

Glühzündapparat 37, Baujahr 1941, Hersteller Siemens & Halske, Originalgerät der ehemaligen Luftwaffe.

Glühzündapparat 37 in Transporttasche.

Glühzündapparat 37, Sicht auf die Frontplatte mit Anschlussklemmen und Bedienvorschrift.

Frontplatte, Detail. Über dem Siemens & Halske-Zeichen der so genannte BAL-Stempel (BAL = BauAufsichts-Leitung des Reichsluftfahrtministeriums).

Geräteboden mit Siemens-Prägung.

Scheinsignalrakete in Startstellung, Bild aus einer zeitgenössichen Dienstvorschrift.

Scheinsignalrakete in Ladestellung, Bild aus einer zeitgenössichen Dienstvorschrift.

 

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© Arbeitsgruppe "Kruppsche Nachtscheinanlage" der ehrenamtlichen Mitarbeiter im LVR - Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland